- Nolde
- Nọlde,Emil, eigentlich E. Hạnsen, Maler und Grafiker, * Nolde (bei Tondern) 7. 8. 1867, ✝ Seebüll (heute zu Neukirchen, Landkreis Nordfriesland) 13. 4. 1956; besuchte nach einer Ausbildung als Möbelschnitzer und -zeichner kurze Zeit die Karlsruher Kunstgewerbeschule und lehrte 1892-98 an der Kunstgewerbeschule in Sankt Gallen. Es folgten Aufenthalte in München (u. a. bei A. Hoelzel), Paris und Kopenhagen. Ab 1904 signierte er mit E. Nolde. 1906/07 war er Mitglied der Brücke. 1913-15 nahm er als ethnographischer Zeichner an einer Expedition in die Südsee teil. Nach 1918 lebte er in Berlin oder auf seinem Hof Seebüll (als Stiftung Ada und Emil Nolde heute Museum, das den Großteil seiner Werke besitzt). Von den Nationalsozialisten wurde seine Kunst für »entartet« erklärt, 1941 erhielt er Malverbot; es entstanden auf kleinstem Format die »ungemalten« Bilder (ab 1938, v. a. 1941-45; etwa 1 300 Aquarelle), die er nach 1945 zum Teil in Ölbilder übertrug. - Nolde ist ein Hauptmeister der expressionistischen Kunst, zu der er nach frühen, vom Jugendstil beeinflussten Werken und einer impressionistisch beeinflussten Phase in Anlehnung an V. van Gogh und E. Munch fand. Sein wichtigstes Ausdrucksmittel ist die Farbe (v. a. Gelb, Orange, Zinnoberrot), die er in großen zusammenhängenden Flächen mit oft grellen Kontrasten zu äußerster Leuchtkraft steigert, häufig akzentuiert durch schwarze Konturlinien. In seinen Blumen-, Landschafts- und Meeresbildern bringt er ein leidenschaftliches, auch bedrückendes Naturerlebnis zum Ausdruck; ein urwüchsiger Sinn für Spukhaftes und Groteskes spricht aus seinen von J. Ensor beeinflussten Figuren- und Maskenbildern, in denen auch ein Hang zum Exotischen deutlich wird. Ab 1909 entstanden viele Bilder mit religiöser Thematik. In Radierungen und v. a. in seinen Holzschnitten entwickelte Nolde neue Ausdrucksmöglichkeiten, die bei einer Reduzierung des Vokabulars durch die Kontrastierung von positiven und negativen Flächenwerten neue künstlerische Maßstäbe setzten. Er schuf auch einige Skulpturen.M. Reuther: Das Frühwerk E. N.s (1985);N. Aquarelle u. Zeichnungen, bearb. v. M. Gosebruch (81992);E. N. Reise in die Südsee 1913-1914, hg. v. K. Orchard, Ausst.-Kat. Sprengel-Museum, Hannover (1992);E. N. Watercolours and graphics. Aquarelle u. Graphik, Ausst.-Kat. Galerie Michael Beck, Leipzig (1995);E. N. Aquarelle, hg. v. der Stiftung Seebüll Ada u. Emil Nolde (Neuausg. 61995);E. N., Aquarelle u. »ungemalte Bilder«, hg. v. R. Tetzlaff, Ausst.-Kat. Brandenburg. Kunstsammlungen Cottbus (1995).
Universal-Lexikon. 2012.